Der Reitertipp


Ausgabe Juni 01

Thomas Diehl und Carlo -es gibt wohl kaum einen Dressursportbegeisterten in Bayern und Hessen der dieses Paar nicht kennt. Gleich drei Mal in Folge, von 1997 bis 1999 sicherte sich das unschlagbare Team vom
Margarethenhof in Mainz-Bischofsheim den Titel des süddeutschen Meisters der Berufsreiter. Insgesamt gewann der Pferdewirtschafts-meister 24 S-Dressuren mit dem kapitalen Braunen. "Carlo war sicher mein bisher erfolgreichstes Pferd",
denkt Thomas Diehl gerne an den großen Kämpfer. Bereits 1997 hatte er den Wallach an
Iris Lüpertz nach Dortmund-Unna verkauft, die ihm Carlo aber für ausgewählte Turniere noch weiterhin zur Verfügung gestellt hatte.
"Nach dem dritten Sieg in den Süddeutschen Meisterschaften 1999 in Mainz Bretzenheim habe ich dann beschlossen Carlo nicht mehr auf dem Turnier vorzustellen. Diese Leistung, drei Mal in Folge zu gewinnen und dabei jedes Mal auch das erfolgreichste Pferd zu stellen, war eigentlich nicht mehr zu
toppen" , begründet Thomas Diehl den Verzicht. Ein schlechtes Gefühl hat der professionelle Dressurausbilder
dabei allerdings nicht: "Carlo geht es sehr gut, ich habe ihn gerade neulich wieder einmal besucht, er geht
auch noch im Sport", freut er sich, dass er für den inzwischen I7jährigen Wallach ein schönes Zuhause gefunden hat.

Jetzt müssen andere Vierbeiner für den Erfolg im Stall Diehl sorgen. "Es ist natürlich schwer den Anschluss zu halten, man braucht immer das richtige Pferd mit viel Qualität", weiß der Dressurreiter um die Schwierigkeit seines
Sportes. Doch derzeit gibt es mit dem 7jährigen "Pastaire" und dem 9jährigen "Carto" gleich zwei Pferde die den Sprung in die höchste Klasse, dem Grand Prix, realistisch schaffen können. Außerdem hat er noch den ein oder
 anderen "Youngster« im Stall von dem er sich viel erhofft. Unter anderem einen ganz schicken 5jährigen gekörten Holsteinerhengst. Neben guten Grundgangarten schätzt der Dressurreiter das gewisse "Etwas«, das erfolgreiche
Dressurpferde mitbringen müssen. "Die Pferde müssen Vertrauen zu ihrem Reiter haben, um im richtigen Moment auch für einen kämpfen zu können", weiß er aus langjähriger Erfahrung. Sie müssen auch Freude an der täglichen Arbeit haben. Damit sie diese auch behalten bekommen sie im Stall Diehl auch Abwechslung geboten. "Meine
Pferde gehen auch alle auf die Weide, solange es die Bodenverhältnisse erlauben", erklärt er.
Die zufriedenen Gesichter, die aus den 15 Boxen auf die Stallgasse blicken, geben ihm Recht.



Neben den eigenen Siegen und Platzierungen auf den Turnierplätzen Deutschlands, ist Thomas Diehl auch als Ausbilder überaus erfolgreich. Vier Landesmeistertitel und Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften
konnte er mit seinen Schülern bereits feiern. ,,Ausbildung von Reiter und Pferd macht mir einfach sehr viel Spaß", erklärt der engagierte Hesse. Aus diesem Grund ist er auch so gefragt und sein Stalltrakt auf dem
Margarethenhof ständig voll belegt. Zahlreiche Reiter kommen zum Unterricht nach Bischofsheim um in der riesigen Reithalle von dem erfahrenen Pferdemann zu lernen.
 
Außerdem wird Thomas Diehl auch immer wieder zu Lehrgängen auf andere Reitanlage eingeladen, viele Leute möchten einfach von seinem Wissen und der langjährigen Erfahrung in Reiter-und Pferdeausbildung
profitieren. 
 Das Reiten hat Thomas Diehl nicht etwa auf einem Pony begonnen, wie so viele erfolgreiche Reiter. Bei ihm musste ein Rindvieh herhalten: "Meine Eltern haben einen landwirtschaftlichen Betrieb, wir hatten Kühe, aber keine Pferde", erklärt der Dressurreiter mit einem Lachen auf dem Gesicht. Durch den Großvater, der einst bei der
Kavallerie war und viel von den Pferden und den Erlebnissen dorr erzählt hatte, war das Interesse an den edlen Vierbeinern geweckt.
Nachdem der Vater das "Reit-Rind" verkauft hatte, wurde solange beim Papa gebettelt bis die Hessenstute Toska angeschafft wurde. "Ich war dann mit 13Jahren schon als Züchter eingetragen, denn Toska sollte mit der Zucht
 ihren Unterhalt selbst verdienen", erinnert er sich an sein erstes Pferd, "ich habe die Stute dann in meiner Heimatstadt Grünberg immer zur Deckstation geritten, dort kam mir dann die Idee Gestütswärter zu werden." Nach der mittleren Reife trat der begeisterte Reiter seine Lehre zum Pferdewirt Schwerpunkt Zucht und Haltung im Landgestüt Dillenburg an.
 

Diesen Schritt hat der Pferdewirtschaftsmeister nie bereut. "Ich konnte mich dort mit den Hengsten reiterlich sehr viel weiterbilden." 
  Mit dem eigenen Hessenwallach Silvaner war Thomas Diehl in dieser Zeit bereits erfolgreich im Springsattel bis zur mittelschweren Klasse. "Ich hab mich dann dazu entschieden noch eine Bereiterlehre hinterher zu machen.
 
Zu der Ausbildung in einem Dressurstall hatte ich mich nur entschlossen, weil ich eine solide Grundlage haben wollte.", muss Thomas Diehl heute schmunzeln. Bei Wilfried Schmidt im Reitinstitut van Kaick hat er der
 bis dahin begeisterte Springreiter dann seine Vorliebe für den Dressursport entdeckt. Nach der Lehre und der Bundeswehr war er bei bekannten Dressurausbilder Christian Pläge angestellt. 1986 bestand er die Meisterprüfung
mit Auszeichnung, der begehrten Stensbeck-Plakette. Nach der Meisterprüfung hat er sich dann auch selbständig gemacht. Mit der eigentlich als "unreitbar" geltenden Seneka gelang dem Dressurreiter dann auch bald sein
erster S-Sieg, dem bis heute 37 weitere folgten. Mit Timo, Ticcino, Leroy und natürlich Carlo
feierte er Siege und Platzierungen bis zum Grand Prix.